L’Opinion c’est moi (Die Meinung bin ich)
Helmut Strutzmann (Kommunikationsexperte. Medien-Analytiker und -Berater) kommentiert das Gespräch von Armin Wolf und Harald Vilimsky, ORF ZiB2 am 23. April 2019.
In seiner Heimat, die ihm die große Bühne gibt, die er schamlos nutzt, ist er Inquisitor und scheinbarer Aufdecker und Aufklärer zugleich.
Die Bühne, gedacht für den aufklärenden Disput und für die Erklärung der Welt und was sie zusammenhält, hat er usurpiert. Man hat es zugelassen. Man braucht die Stars im Wettbewerb mit den anderen Bühnenräumen.
So recht, so schlecht. Der Rechthaber nutzt und benutzt den Schutz des Öffentlich-Rechtlichen. Geschliffen. Und er weiß, wie sehr man ihn, den Bühnenstar braucht. Er beherrscht die Bühnen, gleich wie die sozialen Medien und weiß um deren Getwitterkraft.
Das wissen andere trumpetenhafte Populisten auch. Eitelkeit und Hochmut müssen keine Angst haben vor dem Fall.
Das Gegenüber geht in die Falle. Stümperhaft, mit stumpfen Säbel. Das Florett ist ihm überlegen. Ihm bleiben die plumpe Drohung und die Empörung der Emporgekommenen.
Die Häme hat er mehrfach. Und scheinbar siegt die Demokratie. Der Bühnenstar hat seinen Applaus weit über die Grenzen des eigenen Intellekts und Wirkungsraumes hinaus. Die Innehaber der Moral und Rechthaber der Welt applaudieren.
Zerstört ist die Bühne, der Dialog, die Aufklärung. Zurück bleiben Zweifel und Wut. Wut der anderen. Sie blasen zum Sturm auf die geschützte Werkstätte. Der Star sieht genüsslich und sucht spinnengleich das nächste Überraschungsopfer.
So erodiert Demokratie und dem entmündigten Publikum macht es Spaß.
Unterhaltet euch doch zu Tode. Oder fletscht die Zähne. Nächster Auftritt: Morgen.
Diejenigen, die beklagen, dass gesellschaftliches Ausverhandeln in Zeiten der Verhärtung und Machtausübung durch Mehrheit nicht mehr möglich sei, zeigen, dass sie es selbst nicht wollen. Oder können. Moralische Rechthaberei gegen dumpfe Rechtshaber.
Wir schauen zu. Noch dürfen wir. Wölfe gibt es überall. Und Schafe auch.