Klaus Woltron: Bedenkt die Folgen!

Strompreis-Aluhut, Warmwasserzulage & Zukunftsangst-Schmerzensgeld?
Angesichts des Krisen-Dauerfeuers wird der Nanny-Staat zur Selbstbedienungs-demokratie.
Bleiben Arbeit und Eigenverantwortung auf der Strecke?

Das soziale Füllhorn unseres hoch verschuldeten Staates speist eine uferlose Zahl von Wohltaten: Zuschüsse, Abfederungen, Förderungen, Mindestsicherung, Arbeitslosengeld, Klimabonus, Teuerungsausgleich, Familienbeihilfe für 80.000 Ukraine-Flüchtlinge und Zuschüsse für aller Herren Länder. Der barmherzige Sozialminister preist sein 28-Mrd.-Teuerungspaket und spricht sich für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von 55 auf 70% aus. Tipps für Väterchen Rauch und Mütterchen Mikl-Leitner: Gasersatzbonus, Strompreis-Aluhut, Warmwasserzulage und Zukunftsangst- Schmerzensgeld gefällig? Wir haben nicht genug Knie für all diese unerschwinglichen Hüftschüsse.

Nicht einmal jeder zweite Wiener arbeitet mehr
Ein Vergleich unserer Selbstbedienungsdemokratie mit der legendären Eier legenden Wollmilchsau kommt für manchen vielleicht als Majestätsbeleidigung daher. Die Gemeinsamkeiten werden freilich immer überzeugender. Dabei begann alles so hoffnungsvoll! Vor 2600 Jahren schaffte Solon in Athen per Einführung der Volksherrschaft die Schuldknechtschaft ab. Seither hat sich die Demokratie Zug um Zug immer neue Lasten aufgeladen. Auf leisen Sohlen kehrt die Knechtschaft nun zurück: Die Ausgaben für soziale Anliegen übersteigen die Einnahmen und werden durch Steuererhöhungen und explodierende Inflation auf alle Bürger gleichmäßig verteilt. Die Schulden betragen aktuell 340,7 Mrd. Euro, die Inflationsrate fast 10%. Spitzenreiter in der Statistik der arbeitslosen Gesellschaft ist Wien: Nicht einmal jeder zweite Wiener geht einer bezahlten Lohnarbeit nach. Ist Arbeiten unrentabel geworden?
Nicht dass man den Empfängern all die Tröstungen missgönnte – allein, es stellt sich die Frage, wer das alles bezahlen wird und ob die Flut an Wohltaten nicht jählings in einen Staatsbankrott mündet!
Dieser findet klammheimlich ohnehin bereits statt: Das ungezügelte Treiben wird getoppt durch Schiebung auf europäischer Ebene. Die EZB bürdet jene Schulden, die nach wie vor durch hemmungslose Sozial– und Verteilungspolitik in Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien zu enormen Staatsdefiziten führt, ungehemmt den Mittel- und Nordeuropäern auf. Diese haben zu den eigenen Lasten zusätzlich jene der Südländer zu tragen. Einst wird sich die Frage stellen, welche WKO-Häuptling Mahrer jüngst im Zusammenhang mit den Russland-Sanktionen einwarf: „Hätte man nicht die Folgen bedenken müssen?“ Diese dem sorgenbeladenen Normalbürger geläufige Verhaltensweise scheint Menschen auf dem Weg zum Politiker abhandenzukommen.
Unsere Gesellschaft nähert sich einer Drittelparität: Das erste Drittel ist entweder in Rente oder arbeitslos beziehungsweise lebt von Sozialtransfers, ein weiteres Drittel werkelt in diversen geschützten Bereichen, das letzte Drittel ächzt werktätig unter einer immer höheren Steuerlast.
Zu all dem hält sich hartnäckig die Diskussion um ein arbeitsloses Grundeinkommen für alle. Thomas Morus schlug bereits 1516 vor, statt der Bestrafung von Dieben allen Menschen eine Art Lebensunterhalt zu zahlen, um Dieberei vorzubeugen (politisch unkorrekte Vergleiche mit Sozialtransfers sind unzulässig). Da uns aufgrund von Computerisierung und Robotik angeblich die Arbeit ausgehen wird, möge man den Betroffenen ein Einkommen bewilligen, das ihnen ein angenehmes Auskommen gestattet. Unvermeidliche und oft unangenehme Arbeit verbleibe sodann dem Rest als Geschenk, damit man sich, malochend und steuerzahlend, verwirklichen darf: Ein Paradies, in dem jeder auf seine Rechnung kommt, welche andere bezahlen.
Die Morgendämmerung
paradiesischer Zustände
Der Einzelne braucht sich um nichts zu kümmern, nichts lernen, sich nicht anstrengen, keine Vorausschau betreiben: Alles wird von genialen Politikern erledigt. Wozu früh aufstehen, hackeln, Druck und Stress?
Aus der Morgendämmerung dieses paradiesischen Zustands: Beispiele aus dem Alltag.
Der Kompressor. Seit 6 Wochen beim Schrauber, zweimal vertröstet, für morgen „todsicher“ vom alten Meister versprochen (tüchtiger Rumäne, mit nicht zitierbaren Ansichten zum Ukrainekrieg). „Keine Leute, wollen nix arbeiten gehen, guck, alles voller hiniger Rasenmäher … “
Die Kettensäge, schwedisches Teil. Seit drei Monaten in Reparatur; erst fehlt ein Ersatzteil, dann die Leute … „vielleicht nächste Woche.“
Die Gartenfräse, japanisch, 8 Wochen für Ersatzteil, dann keine Leute „lauter Trotteln … bald fertig … “
Ein Geschäftsführer: „Nach schwieriger Personalsuche melden sich Interessenten, werkeln ein paar Tage und verschwinden auf Nimmerwiedersehen.“ Ein gestresster Meister: „Einbau von Wärmepumpen: Personalmangel. Gestern war ein arbeitsloser Installateur bei mir, wollte weiter daheimbleiben und pfuschen, verlangte einen Stempel für Arbeitsamt. Hab ihn hinausgeworfen.“
Es lebe die arbeitslose Gesellschaft! Der „Nanny-Staat“ wird’s richten!
Der Weg, der in die Knechtschaft führt, ist mit Steuern und Teuerung gepflastert, Reformen werden um ihrer selbst willen konstruiert. In der Endphase der Demokratie wandelt sich die Obrigkeit zu einem Knecht der Öffentlichkeit und unterwirft sich dem Marktgeschrei. Platon, vor 2400 Jahren, modern zitiert: Die ungebremste Freiheit des Einzelnen lähmt das soziale System, und bewirkt allgemeine Knechtschaft. Willkommen in der vorsolonischen Zeit!
Die Wandlung der Gesellschaft hin zur Demokratie und dem Schutz der tatsächlich Schutzbedürftigen war eine segensreiche Entwicklung. Sie gleitet derzeit ins Unsinnige und Unbezahlbare ab. Dafür gelten unverändert die alten Weisheiten: „Die Dosis macht das Gift“ und „In der Beschränkung zeigt sich der Meister“. Momentan aber meistert uns die Beschränktheit.