Strom oder nicht Strom? E-fuel!

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Strom oder nicht Strom?

Alternative Antriebe. Falsche Frage! Die richtige lautet, was wir damit anstellen. Zum Beispiel aus Wasser und CO 2 E-Fuels synthetisieren.

 

Wien. Immer öfter tauchen sie mittlerweile in der Diskussion um künftige Mobilitätslösungen auf: E-Fuels – von Experten und Wissenschaftlern favorisiert, von der Politik bisweilen aber ignoriert.

Die Vision der schönen neuen Elektrowelt wäre damit obsolet, weil zumindest rein äußerlich alles so bleiben würde, wie es ist. Also weiterhin Diesel- und Benzin-Motoren, die an jeder Tankstelle in drei Minuten wieder für 700 oder mehr Kilometer befüllt werden. Nur dass der Sprit nicht mehr derselbe ist. Nicht länger aus Erdöl raffiniert, sondern durch Elektrolyse und Weiterverarbeitung mit heterogener Katalyse hergestellt. Klingt kompliziert, ist aber im Prinzip relativ simple Chemie.

Demo-Anlage ab 2022

Was dazu benötigt wird: Wasser, Strom und ausgerechnet das böse CO 2 . Im ersten Schritt wird der Wasserstoff aus dem H2O gelöst, danach mit Kohlendioxyd im sogenannten Fischer-Tropsch-Verfahren verflüssigt. Nach Abscheidung des entstandenen Produkts entstehen etwa 40 Prozent Diesel, 30 Naphta- Benzin und 30 Prozent Paraffin- Wachse, alle in hochreiner Form.

Wie immer kommt es auf die Details an: Mit Öko-Strom und Entnahme des CO 2 direkt bei Industrieanlagen wie etwa Hochöfen oder aus Biomasse sind die E-Fuels klimaneutral herstellbar. Bei AVL in Graz wurde ein Hochtemperatur- Elektrolyse-Verfahren entwickelt, dessen Strombedarf gegenüber herkömmlichen Methoden um ein Drittel geringer ausfällt. Eine Demo-Anlage, die etwa 500.000 Liter E-Fuels im Jahr produzieren kann, wird spätestens 2022 in Betrieb gehen.

Die Effizienzquote für das fertige Flüssigprodukt liegt derzeit noch bei etwa 60 Prozent, wird aber laufend verbessert. Beschränkt sich Produktion auf Gas – auch Erdgas-Ersatz kann so synthetisch erzeugt werden – liegen schon jetzt 80 Prozent Effizienz an. Mit Lagerungs- und Transportund Verteilungsaufwand plus dem Wirkungsgrad der Verbrennungsmotoren von rund 40 Prozent dürften die E-Fuels und -Gase damit kaum schlechter abschneiden als die gehypte Batterie-Technik. Gemäß einer Studie der internationalen Wirtschaftsberatung Frontier Economics liegt deren Effizienz, ausgehend vom Idealfall der 100 Prozent nach Abzug von Verlusten bei Stromerzeugung, Übertragung, Speicherung, Be- und Entladen sowie der Umsetzung des E-Motors bei gerade noch 14 Prozent. Bleibt die Preisfrage. Derzeit kostet die Herstellung von einem Liter E-Fuel mit 1 bis 1,50 Euro etwa das Dreifache von Sprit aus Erdöl-Raffinierung. Im Zuge einer industriell skalierten Produktion dürften sich die Kosten aber rasch auf ähnlichem Niveau einschleifen. Der viel zitierte Strukturwandel wäre damit nicht abgesagt, er verschiebt sich nur zur Produktion der Energieträger – und wir fahren wie bisher, nur klimaneutral. Ist vielleicht nicht so sexy wie futuristisch gestylte und geräuschlos dahingleitende E-Mobile, aber eventuell sinnvoller.

E-Fuel: synthetisch herstellbarer Sprit, im Idealfall klimaneutral.