cancel culture

Gleichgeschaltete Berichterstatter scharen sich um das aktuell zur Wichtigkeit geadelte Thema.
Wer schüchtern gegen solcherart verordnete Meinungen aufmuckt, wird verfemt und ausgegrenzt.
Kunstvolles Gendern und Cancel Culture sind in der GIS-Gebühr inbegriffen.

Lisa Eckhart Antisemitöffnen

Zudem: die globalen Krisen, die zur Wiederkehr einfacher Weltbilder geführt haben, die weitgehende Selbstabschaffung des Politischen vor der Allmacht „der Märkte“ und die daraus folgende Verschiebung des Politischen auf das Gebiet der Kultur. Vielleicht auch Ich-Bezogenheit und Dünnhäutigkeit einer „Generation Schneeflocke“, sicher aber die sozialen Medien, die Mitursache und Beschleuniger in einem sind.

Wer heute mit Verve die Kunstfreiheit verteidigt und sich mit Kurt „Darf Alles“ Tucholsky als Satirekenner ausgibt, kann sich morgen echauffieren, dass dieses oder jenes aber nicht gehe, weil jemand rassistische oder sexistische Hetze oder menschenverachtendes Framing betreibe – ein pseudokritisches Luftwort übrigens, das sich prima als verbale Abwehrwaffe eignet und darum allenthalben so beliebt ist, auch bei einer Linken, die aus der zutreffenden Feststellung, dass Sprache Machtverhältnisse widerspiegelt und Machtverhältnisse durch Sprache gefestigt werden, einen Fetisch gemacht und den Typus des Tippex-Intellektuellen hervorgebracht hat, der glaubt, man könne alles Unheil aus der Welt tilgen, wenn man nur die Sprache bereinigt – als wäre die Linke einst gegen die Diskriminierung des Proleten angetreten, damit ihn also keiner mehr scheel anschaut und abschätzig Prolet nennt.

Lisa Eckhart eckt an. Sie empört. Nicht nur unter Leuten, die sich von Berufs wegen empören, wurden im Mai dieses Jahres Antisemitismus-Vorwürfe gegen sie laut, mit einer Verzögerung von bald zwei Jahren – aber Gegenwart ist, wenn es bei Facebook oder Twitter heißläuft: Im September 2018, auf dem Höhepunkt des MeToo-Skandals, war Eckhart in der WDR-Sendung „Mitternachtspitzen“ aufgetreten.

In ihrer Bühnenrolle stellte sie die Frage, ob die MeToo-Bewegung nicht antisemitisch sei. Immerhin seien Harvey Weinstein, Woody Allen und Roman Polanski Juden. „Am meisten enttäuscht es von den Juden, da haben wir immer gegen den Vorwurf gewettert, denen ginge es nur ums Geld, und jetzt plötzlich kommt raus, denen geht’s wirklich nicht ums Geld, denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“


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Cancel Culture, Damnatio memoriae, Denkmäler stürzen und Namen löschen
passen nicht mit dem “Kampf gegen das Vergessen ” zusammen.
Nur die möglichst objektive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte ist der richtige Weg.

 

„Es ist das Schicksal jeder Generation, in einer Welt unter Bedingungen leben zu müssen,
die sie nicht geschaffen hat.“
(John F. Kennedy)

 

Denkmalstürzer und Bücherverbrenner öffnen

Wir erleben neue Bilderstürme. Die Tilgung von Namen, Denkmalstürze, Denunziation von Geistesgrößen gehören historisch meist zu revolutionären, blutigen Umstürzen. Heute handelt es sich eher um symbolische Befreiungsakte von lastender, lästiger, böser Geschichte. Die subjektive Betroffenheit zählt dabei mehr als der genaue Blick auf die Bedeutungsgeschichte eines Namens, eines Denkmals, einer Person, wie die Beispiele Mohrenstraße und Onkel Toms Hütte in Berlin zeigen. Weil mich der Name beleidigt und verletzt, muss er weg, das ist die fatale Handlungsmaxime. Die Reinigung und Liquidation von Geschichte war bisher Sache von Diktatoren, autoritären Regimen, religiös-weltanschaulichen Fanatikern. Das darf nicht Sache von Demokratien werden. In jedem einzelnen Fall ist breite öffentliche Diskussion sinnvoller und als Konsequenz Kommentierung statt Zerstörung der bessere Weg. Eine widerspruchsvolle gegenständliche Geschichtslandschaft jedenfalls ist eine bessere Grundlage für gemeinsames historisches Lernen. Wir brauchen die Stolpersteine der Geschichte.
2021-02-22 “Wie viel Identität verträgt die Gesellschaft” – Wolfgang Thierse (SPD)

[one_half padding=”0 10px 00″] Auf der linken Seite des politischen Spektrums spotten Leute über den Begriff Cancel Culture und mahnen an, dass Kritik an Unsinn weder neu noch unzulässig sei und bloß von Menschen zu Gewalt umgedeutet werde, die sich gern weiter schlecht benehmen möchten. Auf der Gegenseite klagen sie über Tugendterror und den dünnhäutigen Unwillen einer selbst ernannten Moralpolizei, die Widersprüche und Mehrdeutigkeiten einer Gesellschaft im Übergang auszuhalten. Diagnose Kulturpessimismus also, an beiden Enden.”

Lisa Eckhart: Bernd Stegemann hat sehr schöne Parallelen gezogen von den Cancel-Culture-Leugnern zu den Klimawandel-Leugnern, dass die mit exakt denselben Methoden operieren. Aber ich meine, dass man den Begriff viel größer fassen müsste, weil ich sehe, dass nicht eine Kultur da im Gange ist, die „cancelt“. Das ist für mich keine Kultur. Das ist hochgradig unkultiviert, was da passiert. Sondern dass Kultur im Ganzen gecancelt wird. Zunehmend. Und das schreibe ich keinem politischen Lager zu. Das sieht man rechts wie links.
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Genderwahnsinn
Irgendwie hab ich diesen ganzen Gender-Wahnsinn langsam satt. Ich habe selbst eine Tochter, die meint, lesbisch zu sein und hierdurch auf eine radikal -feministisches Gleis abgedriftet ist. Sie hatte auch Männerfreundschaften Tatsächlich haben sich parallel massive Neurosen entwickelt und das ständige Kreisen um Identitätsprobleme wird zum wesentlichen Lebensinhalt. Ich stehe dem tolerant und zunehmend distanziert gegenüber. Ich gewinne langsam den Eindruck, dass es vielen Menschen, die sich an derartigen Debatten dauerhaft beteiligen, zwanghaft Aufmerksamkeit suchen, was nicht Konsequenz, sondern Ursache für derartige Bewegungen ist. Dafür spricht, dass einige Transgender Personen ihren sexuellen Zustand und ihre eingebildete gesellschaftliche Ächtung wie eine Monstranz vor sich hertragen. Ich halte das Thema für vergleichsweise bedeutungslos und überlasse diese Leute sich selbst und ihrer fortwährenden Selbstbetrachtung. Wie der Alte Fritz schon sagte: Jeder soll nach seiner Facon selig werden…aber man belästige bitte nicht andere ständig mit Ihren persönlichen Problemen und leite daraus Sonderrechte ab. Wenn J.K. Rowling meint, sich diesem Gender-Mainstream aussetzen zu müssen, darf sie sich nicht wundern, wenn sie irgendwann von ihm zerrieben wird. Die Revolution frisst ihre Kinder.
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2019-06-03  Einbetoniertes Bekenntnis der Stadt zum Nazi-Dichter Weinheber

2020-10-05  “Schandwache” bei Lueger-Denkmal: Künstler fordern Umgestaltung

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 Medienspiegel:

35-Jahr-Jubiläum: Rassismusvorwürfe gegen “Otto – der Film” –  2020-07-14 KurierArchiv
Höchst erfolgreiche Blödelkomödie mit Otto Waalkes zeigt, wie sehr Humor im Wandel ist.
Wegweiser durch den Kulturkampf: Von Identität, Denkmalsturz bis zum “Mohren”-Streit – von Georg Leyrer 2020-07-13 KurierArchiv
Rund um Identität, Diskriminierung und Sprache hat sich eine schwer zu durchschauende, große Debatte entsponnen. Ein einordnender Wegweiser.
Pro & Kontra: Abriss des Karl-Lueger-Denkmals in Wien – Karl Fluch, Gerald John 2020-07-14 StandardKurierArchiv
An den antisemitischen Ergüssen des einstigen Bürgermeisters gibt es nichts zu verharmlosen. Muss die Statue weg?