Klaus Woltron: GROSSMANNSSUCHT der Wichtelmännlein

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Beim Klima-Konzil sagte unser Bundespräsident 220 Mio. Euro Draufgabe zur Planetenrettung zu.
Viel Geld für uns, wenig gegen den Brüsseler Billionenplan.
Könnte man es hier nicht besser investieren?

Mehr als 30 Tankschiffe mit verflüssigtem Erdgas (LNG) fahren derzeit vor der europäischen Küste langsam im Kreis. Warum das, angesichts gewaltiger Summen, welche man zur Unterstützung schlotternder EU-Bürger ausgibt? Das LNG in den Schiffen könnte rund 2,7 Mio. Haushalte ein Jahr lang mit Energie versorgen, allein die Händler warten auf Erhöhungen der Gaspreise und emittieren mit ihren Tankern enorme Mengen CO 2 . Parallel dazu läuft die Gegenoffensive: „Das Klimaschutzministerium wird zusätzlich 220 Mio. € für die internationale Klimafinanzierung zur Verfügung stellen.“ Das berichtete unser Herr Bundespräsident stolz anlässlich des 27. Klimagipfels.

Geld! Echtes Geld für Afrikas Autokraten statt für unsere Öko-Forschung
Frau Yvonna Aki-Sawyerr, Vertreterin Sierra Leones, war entzückt: Sie beantwortete die Frage nach ihren Erwartungen freimütig: „Geld! Echtes Geld – keine Versprechen!“ Sierra Leone ist bekannt durch den Blutdiamanten-Krieg, in dem fast 300.000 Menschen ums Leben kamen. Ob 220 Millionen Euro in den Taschen afrikanischer Autokraten wohl nachhaltiger wirken werden als in hiesigen Forschungsprogrammen für sauberen Wasserstoff?
Der großzügige Einsatz unseres Steuergeldes im ägyptischen Ferienort Sharm El Sheik erscheint kümmerlich gegen die CO 2 -Artillerie der EU. 1,8 Billionen Euro munitionieren den „Grünen Deal“.
Das Klima-Konzil in der Wüste war dafür ein ungewollt symbolträchtiger Auftakt: Die dramatischen Aufrufe von 27 Konferenzen verliefen bisher im Sand. Die CO 2 -Emissionen steigen trotz aller Beschwörungen und Selbst-Verklebungen von Helden der „Letzten Generation“ unentwegt weiter. Ob der Brüsseler Billionenplan das Steuer herumreißen wird? Der Vergleich macht uns unsicher: Der EU-Anteil am weltweiten Ausstoß beträgt 9,1%, jener Österreichs 0,22%. China, das unbeirrt neue Kohlekraftwerke errichtet, liefert schlanke 30,65%. Nur EU- Forschungs-Euros werden im Weltmaßstab nachhaltig wirken.
Europa als Amerikas nützlicher Idiot
„Die EU wettet 18 Milliarden Euro auf den Sieg der Ukraine“ titelte jüngst eine Zeitung. Die Kommission schlägt vor, die EU möge die Hälfte der ukrainischen Staatsausgaben finanzieren. Eine seltsame Wette: Der Einsatz ist vorab auszuzahlen, wie auch immer der Krieg ausgeht. Müssten sich die Russen zurückziehen, wird die EU den Löwenanteil des Wiederaufbaues, der in die Billionen geht, zu schultern haben. Der sprichwörtliche Sieg des alten Pyrrhus wäre dagegen ein kosmischer Triumph. Ist das nicht der Fall, wären die Milliarden ebenfalls futsch: Die gigantische Zahlung wird dennoch fällig. 29 Mrd. Euro wurden bisher schon in die Ukraine transferiert! Bei all dem vernachlässigt man großzügig, dass die Mitgliedstaaten der EU mit rund 13 Billionen Euro verschuldet sind. Die Ukraine warb auch in der Kryptoszene um Unterstützung („Spiegel“, 3. 3. 22). Mittlerweile ist die Kryptobörse FTX, Partner von „Aid for Ukraine“, wo gewaltige Summen an Hilfen veranlagt wurden, bankrott, der Spenden-Mammon futsch: ein böses Omen für Wetten mit EU-Geld.
Das auf den Sand der Selbstüberschätzung gegründete Sendungsbewusstsein der EU erfährt jenseits der Ozeane abschätzige Beurteilungen. In Beijing wird Europa mitleidig als willfähriger Vasall der USA angesehen, in Amerika als nützlicher Idiot und Puffer zum eigenen Machtbereich belächelt. Die EU (5,7% der Weltbevölkerung) kämpft und zahlt währenddessen nimmermüde für westliche Werte und Einwanderung, gegen die Klimaerwärmung, überhaupt gegen alle Übel des Globus. Es gibt für dieses übergeschnappte System weitere Beispiele.
In der EU summen 110 Kernkraftwerke. Deutschland hat von 37 Öfen 34 abgeschaltet, die letzten drei sollen im Frühjahr 2023 eingemottet werden. Polen dagegen lässt sein erstes Kernkraftwerk (9000 MW, 13-mal Zwentendorf) vom US-Konzern Westinghouse errichten. Die Franzosen sind dabei, ihre 56 Meiler zu reparieren. Brüssel adelte jüngst die Atomkraft zum nachhaltigen Energieerzeugungsverfahren, obwohl die zukunftssichere Unterbringung hoch radioaktiver Abfälle ungelöst ist. In Vertretung Österreichs, das ein AKW als technologische Kunsthalle betreibt, sprengte unser EU-Torero Othmar Karas, begleitet von 17 Picadores, in die Arena des Brüsseler Parlaments, um verwegen gegen seine eigene Partei zu fechten. Dabei war den kühnen Kämpfern a priori klar, dass auf dem Kampfplatz nichts zu gewinnen war: Gegenüber 328 Befürwortern war man von vornherein in der Minderheit und wälzte sich, öffentlichkeitswirksam leidend, im Martyrium. So viel zu „klaren Positionen“ der EU und ihrer Elastizität in Grundsatzfragen.
Der Rohrkrepierer, der durch die Russland-Sanktionen und die bislang nicht aufgeklärte Sprengung der wichtigsten Gas-Pipeline erfolgte, wird als Menetekel in die Geschichte Europas eingehen. Unverdrossen aber schmiedet Brüssel an weiteren Eisen, die ins eigene Fleisch schneiden. Man sanktioniert auch den Iran, der auf einem Öl-Vorrat von 160 Milliarden Barrel sitzt. Selbst China riskiert, von uns bestraft zu werden: Die USA erwägen ein Sanktionspaket, um Festlandchina von einer Invasion Taiwans abzuhalten, und setzen Europa unter Druck, dasselbe zu tun.
Ernst genommen wird der Apparat in Brüssel, welcher sich, wie alle zu kurz Geratenen, über Gebühr aufplustert, von niemandem. Es stellt sich die Frage: Wozu ist der stets aufdringlich mahnend erhobene Zeigefinger des Oberzwergs eines Geschwaders zerstrittener Wichtel gut? Er läuft Gefahr, in den kommenden kalten Zeiten zu Eis zu erstarren.