
Ungesteuert
Wundern auch Sie sich täglich, dass Leonore Gewessler nicht zur Frühverkehrsspitze auf der Ringstraße klebt?
Ich dachte, dass es jeden Moment so weit sein würde. Bis ich meinen Irrtum begriff: Sie kann gar nicht auf der Ringstraße kleben, weil sie diesbezüglich auf ihrem Sessel unabkömmlich ist.
Waren das Zeiten, als sich Grüner Aktionismus noch im Abseilen verwirklicht hat! Etwa auf die Flughafenautobahn, um die Abschiebung verurteilter Sexualtäter zu verhindern. Damals begleitet von Birgit Hebein, die sich gerade dankenswert aus der Politik abgeseilt hatte.
Gewessler hingegen seilt nicht, obwohl sie sich ansonsten täglich enger am ungesteuerten Vorbild orientiert. Etwa, indem sie wegen großen Erfolgs noch ein zweites beschlossenes Straßenbauprojekt von der Trasse putscht. Oder das kurzfristige Aussetzen der CO2-Steuer verweigert, um uns Prekariatsanwärter, tunlichst grenzwertbekifft, unter die kalte Dusche zu radeln. Da kontrolliert man in der Kastaniensaison besser seinen Auspuff, ob die charmante Steiermärkerin nicht womöglich eine Nachtschicht eingelegt hat.
Denn Anzeigen wird schwer: Erstens werden wir das von BM Rauch verfügte Aussterben des Coronavirus demnächst im Lockdown feiern. Und zweitens wird, dank Zadić-Reform, die Justiz bald zum geschlossenen System, unerreichbar für parlamentarische Kontrollfreaks. Hauptsache, das links-rechte Regierungsmonstrum ächzt noch: nach dem Kamikazeprinzip „Rechtsabbiegen trotz Rot‘‘.