
Denn die meisten Menschen kennen ihren Hund nicht, diagnostiziert er.
Herr Rütter, mein Hund würde am liebsten den ganzen Tag Kaninchen tothetzen. Was kann ich für ein längeres Karnickelleben tun?
Diese Veranlagung sollten Sie akzeptieren. Denn ein Hund ist ein Lebewesen und hat eigene Vorstellungen vom Spaß am Leben. Das heißt nicht, dass Sie ihm diese Leidenschaft an echten Tieren erlauben sollten. Aber Sie können sie nutzen und kanalisieren, zum Beispiel mit Hetzspielen. Überhaupt: Seien Sie nicht so negativ. Anstatt nur zu sehen, was macht der falsch, sollten Sie ihn für gutes Verhalten loben.
Aha, also bin ich das Sandkorn im Getriebe unserer Mensch-Hund-Beziehung?
Natürlich. Probleme verursacht immer der Mensch. Die Hunde sind in der Regel geistig völlig auf der Höhe. Sie spiegeln uns einfach wider. Bin ich ein nervöser Mensch, ist der Hund auch nervös. Reagiere ich in bestimmten Situationen ängstlich, wird das der Hund auch tun.
Wen trainieren Sie eigentlich? Menschen oder Hunde?
Ausschließlich die Menschen. Wie gesagt, das Betriebssystem der Hunde funktioniert meistens. Nur das der Menschen nicht.
Dann sind Sie also ein Menschen- und kein Hundeflüsterer?
Den Begriff Flüsterer finde ich dämlich. Weder habe ich eine besondere Ausstrahlung auf Hunde, noch verfüge ich über sonst irgendwelche speziellen Fähigkeiten. Darauf kommt es beim Hundetraining auch nicht an. Ich habe einfach das Wissen um die Kommunikation der Hunde. Denn darum geht es ja in der Mensch-Hund-Beziehung: um gegenseitiges Verstehen, um Kommunikation. Deswegen ist mir persönlich die Bezeichnung Hundeversteher am liebsten. Denn es geht mir nicht darum, dass der Hund wie ein Roboter funktioniert. Zur Erziehung gehört immer Beziehung.
Welches ist das häufigste Problem, das Menschen mit ihren Hunden haben?
Das kann ich so konkret gar nicht sagen. Meistens sind das Dinge wie: Der Hund kommt nicht, wenn ich ihn rufe, er bellt den ganzen Tag. Manche Hunde sind auch aggressiv. Doch es gibt eine Hauptursache für fast alle Probleme: Vermenschlichung und mangelnde echte Kommunikation. Der Mensch erwartet vom Hund, er möge sich ebenfalls wie ein Mensch verhalten.
Woran sieht man das?
Die Leute quatschen ihre Hunde den ganzen Tag voll. Ein Beispiel: Eine Großmutter verlor ihren Mann und hat als einziges Bezugswesen einen Dackel. Also kriegt der Dackel den ganzen Tag die Oma-Probleme zu hören. Der Hund versteht nur noch Bahnhof. Das verursacht die meisten Symptome der Krankheit Vermenschlichung. Zusätzlich fehlen oft geistige Beschäftigung und Konsequenz in der Beziehung.
Wie ist es denn um die deutsche Hundehaltung bestellt? Werden die Deutschen nicht immer bekloppter mit ihren Hunden?
Definitiv nein. Wissen über Hundeerziehung war noch nie so weit verbreitet wie heute. Was nicht heißt, dass es nicht noch viel zu tun gibt. Aber ich habe auch viel mit internationalen Hundetrainern und -haltern zu tun. Und da ist es noch viel schlimmer mit dem Unwissen als in Deutschland. Außerdem ist das Phänomen der Hundevernarrtheit typisch deutsch. Da liegt es nahe, dass die Deutschen sich auch am meisten mit den Tieren beschäftigen.
Haben Hunde einen anderen Stellenwert als früher?
Ich habe eine Originalausgabe des „Spiegel“ von 1976. Schon da steht drin: Der Deutsche ist völlig gaga mit seinem Hund. Der Hund bekommt Menschennamen und wird zum Frisör gebracht. Das, was sich wirklich verändert hat, sind die Anforderungen an Halter: Heute leben Hunde in der Stadt mit viel mehr Menschen und anderen Hunden um sich herum. Die Vierbeiner müssen sich in U-Bahnen benehmen und dürfen nicht mehr kläffen, wann sie wollen. Da sind mehr Kenntnisse über Hundeerziehung gefragt als in den 60ern, wo die meisten Hunde auf dem Land lebten.
Was wünschen sich Hunde von ihren Besitzern
Konsequenz. Verlässlichkeit. Vertrauen. Beschäftigung. Und: Einen Obdachlosen als Besitzer.
Wie bitte? Deren Hunden mangelt es doch meist an gutem Futter und weichen Körbchen?
Obdachlose haben keine starren Tagesabläufe. Und das tut Hunden unglaublich gut. Zwar brauchen sie einen Menschen, der verlässliches Verhalten zeigt. Aber jeden Tag das Gleiche zu machen, lässt Hunde zu trägen Schnarchnasen werden. Dann hören sie auch nicht mehr auf den Menschen, denn sie orientieren sich an den Abläufen.
Das ist wie bei einem Fußballtrainer. Der durchschnttliche Trainer fliegt nach 28 Monaten raus. Warum? Weil seine Spieler wissen: Die blauen Leibchen bedeuten Lauftraining. Meld ich mich doch mal schnell krank. Kluge Trainer tauschen Mannschaftsteile öfter mal aus. So wie ein kluger Hundebesitzer nicht jeden Tag das Gleiche mit dem Tier machen sollte. Außerdem hat ein Obdachloser jeden Tag Existenzkampf und kann den Hund nicht den ganzen Tag vollquatschen.
Warum sind Sie Hundetrainer geworden?
Ich liebe Hunde. Außerdem hatte ich als Kind keine Tiere. Selbst heute noch finden meine Eltern es völlig sinnentleert, Getier ins Haus zu holen, das man nicht grillen oder essen kann. Auch meinen Beruf halten sie für bizarr.
Aber meine Tante Thea hatte eine Pflegestelle für Tiere. Starb irgendwo in der Nachbarschaft jemand, übernahm sie dessen Hund, Katze oder Vogel. Und Tante Thea hatte eine sensationelle Gabe: Sie war die größte Hundeverrücktmacherin, die ich kenne. Die Tiere waren zunächst freundlich, doch nach einer Weile bei meiner Tante waren sie alle verhaltensgestört. Alle Tiere liebte sie innig, aber keines liebte sie zurück. Besonders erinnere ich mich an den Pudelrüden Arko: Zunächst ein lieber Kerl, pflegte er nach ein paar Wochen die arme Tante zu attackieren. Und nicht nur sie, sondern auch mich. Zu dieser Zeit lief ich nur auf Stelzen in ihrer Wohnung herum, damit meine Beine heil blieben. Ich begann, mich mit Hundeerziehung zu beschäftigen. Das hat mich gefuchst: Was machte sie nur falsch?
Und, haben Sie es inzwischen herausgefunden?
Ja. Heute weiß ich: Sie hat die Tiere stets wie Menschen behandelt . Sie durften fast alles. Tat ein Hund etwas, was ihr nicht gefiel, überschüttete sie ihn mit einem Redeschwall und Streicheleinheiten.
Es ist völlig klar, dass Menschen ihre Hunde lieben. Aber lieben auch Hunde ihre Menschen?
Auf jeden Fall. Man weiß, dass Hunde Stresshormone ausschütten, wenn ein nahestehendes Tier oder ein Mensch stirbt. Manchmal verändert sich sogar ihr Gang. Ich glaube, da müssen wir uns nicht so viele Gedanken machen: Meistens werden wir zurückgeliebt.
P.S.:<6nbsp; Politiker und Unternehmer
öffnenschließen
txt right
7 Sammelsurium
DATUM | Sammelsurium | KATEGORIE | TAG | NOTES | int-link |
---|---|---|---|---|---|
2022-12-10 | 2022-12-10 txt - Judith Hecht - PresseArchiv excerpt | ||||
2022-02-22 | 2022-02-22 10x Cramolin BOOSTER 481711 Druckluftspray getgoods | Shopping | |||
2022-02-22 | 2022-02-22 Lupen-Ersatzleuchte | T4 | 12 W | 1100 lm conrad | Shopping | |||
2022-02-18 | 2022-02-18 Phänologischer Kalender SCNATArchiv Viele wissenschaftliche Disziplinen befassen sich mit dem Zeitverlauf in der Natur. Dieses Webportal bietet viel Wissenswertes rund ums Thema. Genaue Kenntnisse zu Ursachen und Folgen der Jahreszeiten sind wichtig in der Landwirtschaft, Wetter- und Klimaforschung, Ökologie, Medizin und für den Tourismus. |
2022-01-04 Kurier
2022- link – source
♻ ♻
↗ ↗ ext. link
😉 😀 ☹ 😱 🙉 🙊 🙈
↘ ↘ int. link
✅ ✅
✓ ✓
▶ ▶