
Eine Lichtgestalt schaut anders aus:
Ein rückschrittlich gesinnter, starrköpfiger Demokratiefeind, die Symbolfigur des Ancien Régime, die für den Rückzug der Menschen aus dem Politischen ins Private verantwortlich zeichnete. Das sei der mächtige Staatsmann Metternich gewesen. Er selbst meinte gelassen: „In hundert Jahren wird der Geschichtsschreiber mich anders beurteilen, als die, die heute mit mir zu tun haben. Das Urteil der Nachwelt ist das einzige Urteil, nach dem ich geize, das mir nicht gleichgültig ist.“
Gut, die positive Nachrede ließ länger auf sich warten, als Metternich dachte, doch jetzt, da sich sein Geburtstag zum 250. Mal jährt, erlebt er ein Revival – als Diplomat und Vordenker des europäischen Ideengutes.
Rückblick auf das Jahr 1925: Der Historiker Heinrich von Srbik hat soeben seine Metternich-Biografie herausgegeben, die das Bild des Staatsmannes für fast 100 Jahre prägen sollte. „Kaltherzig und verschlagen“ nannte Srbik Metternichs Politik. Wobei man es auch anders sehen kann: Als Versuch, in einer kriegerischen Welt so etwas wie Frieden zu schaffen, indem man die Attacken vom Schlachtfeld an den Verhandlungstisch verlagert. „Neue Forschungen zeichnen tatsächlich eine differenzierte Persönlichkeit“, weiß der Historiker Wolfgang Maderthaner: „Er war extrem gebildet, Angehöriger des Hochadels, dem das Nationale fremd war, denn er dachte in großen Dimensionen. Heute würde man sagen: ein früher Globaldenker. Und ein diplomatisches Genie“.
Auch Stefan Müller, Historiker und Autor (Der kleine Metternich, Molden, 26 €), meint, dass das Metternich-Bild gerade in Österreich zu negativ sei: „Egal, wie man ihn politisch bewertet – er war einer der besten Diplomaten, die wir je hatten. Was er wirklich konnte, war, den Krieg mit Worten und Machtpolitik verhindern.“
Kriegstrauma „Ich hasse den Krieg und alles, was er mit sich bringt (…). Er besudelt alles, sogar das Denken“, hat Metternich einmal gesagt und Maderthaner analysiert: „Metternich litt unter dem großen Trauma der napoleonischen Eroberungsfeldzüge, die Europa an den Rand des Abgrundes gebracht hatten“. Der Staatsmann stemmte sich also mit aller Macht gegen jede „revolutionäre Umgestaltung feudaler Verhältnisse“. Nein, ein Demokrat war Metternich nicht.
Gäbe es nur Politiker wie ihn, wäre Europa wohl bis heute von Monarchen regiert. Es stünde schlecht um Pressefreiheit und Volkssouveränität. Gäbe es aber keine Politiker wie ihn, wer würde dann aufräumen, was all die Napoleons dieser Welt anrichten? So gesehen können wir heute von Metternich einiges lernen. Maderthaner: „Man kann Frieden schaffen ohne Waffen, eine Staatenkonstellation bauen, die alle Beteiligten zufriedenstellt.“ Am Wiener Kongress, den Metternich leitete, habe man Frankreich nicht gedemütigt – ganz anders als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. „Man hat es als gleichberechtigten Partner mitverhandeln lassen.“
Historiker Müller ergänzt: „Metternich hat Europa erfunden. Er hat schon damals an das Gemeinsame appelliert und glaubte fest daran, dass es übernationale Interessen gibt, die alle Staaten verbinden und die über dem nationalen Kleingeist stehen.“ Metternichs Erbe? „Eine Lektion, wie man Frieden richtig organisiert. Etwas, das Europa bald wieder brauchen wird. Frieden kommt nicht aus dem Nichts – man muss etwas dafür tun“, meint Müller in Anspielung auf den Krieg in der Ukraine. „Auch heute wird man wieder ein Gleichgewicht der Kräfte brauchen und jemanden, der das organisiert. Die Staaten müssen miteinander auskommen – egal, ob sie verschiedene Werte haben, Demokratien oder Diktaturen sind.“
Übrigens: US-Außenminister Henry Kissinger, der Großmeister der amerikanischen Geopolitik, schätzte die hellen Seiten des Staatsmannes in Habsburgs Diensten. In den 1950er-Jahren schrieb er seine Doktorarbeit über Metternich. Und in den 1970er-Jahren konnte sich die Welt über Entspannungspolitik freuen.
Ein rückschrittlich gesinnter, starrköpfiger Demokratiefeind, die Symbolfigur des Ancien Régime, die für den Rückzug der Menschen aus dem Politischen ins Private verantwortlich zeichnete. Das sei der mächtige Staatsmann Metternich gewesen. Er selbst meinte gelassen: „In hundert Jahren wird der Geschichtsschreiber mich anders beurteilen, als die, die heute mit mir zu tun haben. Das Urteil der Nachwelt ist das einzige Urteil, nach dem ich geize, das mir nicht gleichgültig ist.“
Gut, die positive Nachrede ließ länger auf sich warten, als Metternich dachte, doch jetzt, da sich sein Geburtstag zum 250. Mal jährt, erlebt er ein Revival – als Diplomat und Vordenker des europäischen Ideengutes.
Rückblick auf das Jahr 1925: Der Historiker Heinrich von Srbik hat soeben seine Metternich-Biografie herausgegeben, die das Bild des Staatsmannes für fast 100 Jahre prägen sollte. „Kaltherzig und verschlagen“ nannte Srbik Metternichs Politik. Wobei man es auch anders sehen kann: Als Versuch, in einer kriegerischen Welt so etwas wie Frieden zu schaffen, indem man die Attacken vom Schlachtfeld an den Verhandlungstisch verlagert. „Neue Forschungen zeichnen tatsächlich eine differenzierte Persönlichkeit“, weiß der Historiker Wolfgang Maderthaner: „Er war extrem gebildet, Angehöriger des Hochadels, dem das Nationale fremd war, denn er dachte in großen Dimensionen. Heute würde man sagen: ein früher Globaldenker. Und ein diplomatisches Genie“.
Auch Stefan Müller, Historiker und Autor (Der kleine Metternich, Molden, 26 €), meint, dass das Metternich-Bild gerade in Österreich zu negativ sei: „Egal, wie man ihn politisch bewertet – er war einer der besten Diplomaten, die wir je hatten. Was er wirklich konnte, war, den Krieg mit Worten und Machtpolitik verhindern.“
Kriegstrauma „Ich hasse den Krieg und alles, was er mit sich bringt (…). Er besudelt alles, sogar das Denken“, hat Metternich einmal gesagt und Maderthaner analysiert: „Metternich litt unter dem großen Trauma der napoleonischen Eroberungsfeldzüge, die Europa an den Rand des Abgrundes gebracht hatten“. Der Staatsmann stemmte sich also mit aller Macht gegen jede „revolutionäre Umgestaltung feudaler Verhältnisse“. Nein, ein Demokrat war Metternich nicht.
Gäbe es nur Politiker wie ihn, wäre Europa wohl bis heute von Monarchen regiert. Es stünde schlecht um Pressefreiheit und Volkssouveränität. Gäbe es aber keine Politiker wie ihn, wer würde dann aufräumen, was all die Napoleons dieser Welt anrichten? So gesehen können wir heute von Metternich einiges lernen. Maderthaner: „Man kann Frieden schaffen ohne Waffen, eine Staatenkonstellation bauen, die alle Beteiligten zufriedenstellt.“ Am Wiener Kongress, den Metternich leitete, habe man Frankreich nicht gedemütigt – ganz anders als Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg. „Man hat es als gleichberechtigten Partner mitverhandeln lassen.“
Historiker Müller ergänzt: „Metternich hat Europa erfunden. Er hat schon damals an das Gemeinsame appelliert und glaubte fest daran, dass es übernationale Interessen gibt, die alle Staaten verbinden und die über dem nationalen Kleingeist stehen.“ Metternichs Erbe? „Eine Lektion, wie man Frieden richtig organisiert. Etwas, das Europa bald wieder brauchen wird. Frieden kommt nicht aus dem Nichts – man muss etwas dafür tun“, meint Müller in Anspielung auf den Krieg in der Ukraine. „Auch heute wird man wieder ein Gleichgewicht der Kräfte brauchen und jemanden, der das organisiert. Die Staaten müssen miteinander auskommen – egal, ob sie verschiedene Werte haben, Demokratien oder Diktaturen sind.“
Übrigens: US-Außenminister Henry Kissinger, der Großmeister der amerikanischen Geopolitik, schätzte die hellen Seiten des Staatsmannes in Habsburgs Diensten. In den 1950er-Jahren schrieb er seine Doktorarbeit über Metternich. Und in den 1970er-Jahren konnte sich die Welt über Entspannungspolitik freuen.
P.S.:<6nbsp; Politiker und Unternehmer
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