Die Kohle ist noch lange nicht weg!

Von wegen Energiewende: China pusht Kohle und CO2-Emissionen
Mit dem weltweiten Anspringen der Konjunktur haben sich die Energiepreise erholt.
Kohle ist sogar auf einem Zehnjahreshoch.
Findet die Energiewende etwa nur in Europa statt?
So umstritten die europäische Energiewende im Detail ist, Kohle gilt nicht als Energieträger der Zukunft. In Österreich ist das letzte Kohlekraftwerk im April 2020 vom Netz gegangen, deutsche Politiker streiten im Wahlkampf nur noch über die Dauer des „Kohleausstiegs“.

Es gibt aber noch eine andere Perspektive auf den verpönten Brennstoff. Laut Financial Times sind die Preise für australische und südafrikanische Kohle auf einem Zehnjahreshoch. Weltweit soll die Nachfrage laut Schätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) heuer um 4,5 Prozent steigen.


Wie passt das zusammen? Findet die Energiewende etwa nur in Europa statt?

Dabei muss man zunächst relativieren: Das Ende der Kohleverstromung bedeutet nicht, dass keine Kohle mehr in der Industrie verheizt wird. Insbesondere für die Stahlproduktion ist noch keine marktfähige Alternative verfügbar. Die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Krise führt zu einem weltweiten Anstieg des Energieverbrauchs, und Ausbauziele für die kommenden Jahre und Jahrzehnte ändern am aktuellen Verbrauch nichts.

Die IEA rechnet für heuer mit einem weltweiten Anstieg der -Emissionen um fünf Prozent auf 33 Milliarden Tonnen. Das wäre der zweithöchste Wert der Geschichte nach dem Rekordjahr 2019 und vor allem eine Folge „der Wiederkehr der Kohlenutzung im Energiesektor“, so IEA-Chef Fatih Birol.

Chinas Energiehunger

Preistreiber am Weltmarkt ist vor allem die hohe Nachfrage aus China. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist der größte CO2-Emittent der Welt und stützt seine Energieversorgung zu rund 60 Prozent auf Kohle. Mehr als vier Fünftel des Anstiegs beim Kohlebedarf rechnen Experten dem asiatischen Markt und dabei vor allem China zu.

Während in Europa also Kohlekraftwerke vom Netz gehen, wird die Technologie in Asien noch ausgebaut. Das geschieht nicht anstatt erneuerbarer Technologien, sondern zusätzlich. Über 600 neue Kohlekraftwerke sind in Asien geplant, 368 davon alleine in China.

Klimaneutral will China zwar auch werden, allerdings erst bis zum Jahr 2060. Das bedeutet außerdem nicht unbedingt den Abschied von Kohle, denn -Emissionen können auch durch andere Maßnahmen kompensiert werden.

China, aber zum Beispiel auch Indien, haben große Kohlevorkommen, erklärt Johannes Mayer, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft bei der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control dem KURIER. Der Brennstoff hat für sie also auch eine strategische Bedeutung, wenn man in der Versorgungssicherheit von Importen unabhängig ist.

Fossile Aussichten

Entgegen aller politischer Absichtserklärungen zeigt sich derzeit, wie stark die Welt auf absehbare Zeit von fossilen Energieträgern abhängig ist. Während die Kapazitäten für erneuerbare Energie erst noch gebaut werden müssen, decken die Fossilen den mit der Konjunktur angesprungenen Bedarf. So ist einer der Gründe für den derzeit hohen Preis von Kohle der ebenfalls hohe Gaspreis, so Mayer. Denn die beiden Ressourcen können einander teilweise ersetzen.

Weniger direkt ist die Korrelation mit Erdöl, das nicht in relevantem Ausmaß zur Produktion von Strom benutzt wird. Der Ölpreis ist bereits seit Dezember wieder auf Vorkrisenniveau. Die Staaten der OPEC+ haben erste letzte Woche beschlossen, das in der Corona-Krise reduzierte Fördervolumen wieder ein Stück anzuheben.

Nach Berechnung der IEA müssten die Investitionen in erneuerbare Energien bis 2030 weltweit verdreifacht werden, um die Klimaziele bis 2050 zu erreichen.

P.S.:  Wer suchet, der findet!
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Leserbriefe:

Für den Müll öffnen
Es sind Zahlen, die einen fassungslos machen. 40 Prozent der weltweit produzierten Nahrungsmittel werden nie gegessen. Das ist in Anbetracht der täglichen Todesopfer, verursacht durch Hunger, ein nicht zu überbietender Wahnsinn. Der FAO (Food and Agricultural Organisation) zufolge leiden mehr als 800 Millionen Menschen chronisch an Hunger. Es sterben jeden Tag 24.000 Menschen an den Folgen von Hunger, drei Viertel davon sind Kinder unter 5 Jahren. „Lebensmittel für den Müll“, so lautet die Überschrift in der „Krone.“ Es ist schon etwas eigenartig, dass dieses „Lebensmittelverschwenden“ für zehn Prozent des globalen Treibhausgasausstoßes verantwortlich ist. Oder durch ein Beispiel verständlicher erklärt: Das ist doppelt so viel wie der jährliche Ausstoß des Autoverkehrs in der EU und den USA zusammen! Die traurige Realität ist jedoch: Wenn „wir“ einen Laib Brot im Monat nicht wegschmeißen, hat derjenige, der hungert, auch keinen Laib Brot mehr. Das Problem des Hungers muss (mithilfe der wohlhabenden Staaten) im jeweiligen Land gelöst werden. Einen kleinen Beitrag gegen diese Lebensmittelverschwendung könnte jeder Einzelne von uns leisten. Nur einkaufen, was am Einkaufszettel steht, nicht „hungrig“ einkaufen gehen, regionale Produkte kaufen und eventuell „übrig gebliebene“ Speisen einfrieren. Es sind nur diese „einzelnen Brotkrumen“ eines jeden, aber zusammen ergeben sie ein Brot!
Gerhard Forgatsch, Wien
Erschienen am So, 25.7.2021

Tonnen an Lebensmitteln landen bei uns im Müll öffnen
In der heutigen Überflussgesellschaft sind wir den Werbepsychologen hoffnungslos ausgeliefert. Neue Verpackungen, neue Versprechen, neue Preise, alles ist besser, größer, und bei dem Preis muss man einfach zuschlagen. Da steht auf der einen Seite die Gier des Menschen – und auf der anderen Seite stehen die Umsatzzahlen der Lebensmittelindustrie. Aber auch die örtlichen Supermärkte sollte man einmal in die Pflicht nehmen. Großpackungen stehen in der ersten Reihe, und so mancher allein Lebende hat da so seine Qual mit den angebotenen Mengen. Dann kommt noch die „komfortable“ Plastikverpackung. Die in Kunststofffolie eingewickelten Gurken sind teilweise oft schon angefault. Die Karotten im großen Plastiksack schwitzen schon in der Stellage und sind nach einem Tag vom Schimmel befallen. Auch das frisch gebackene Brot wird heiß aus dem Ofen genommen und in Kunststofffolie verpackt, auch dieses wird immer öfter schimmelig. Das Obst ist innen oft schon angefault und meistens sowieso geschmacklos. Das Brot beim Bäcker zu kaufen, das Obst am Markt zu begutachten, sich das Fleisch beim Fleischhacker zuschneiden zu lassen, ja das war einmal, denn im Supermarkt gibt es ja alles. Was wir dann zu Hause nicht mehr brauchen können, wird weggeschmissen, und was der Supermarkt mit seinem Mega-Angebot nicht mehr verkaufen kann, wird ebenfalls entsorgt. Ja, so sind wir Menschen eben, sich aufregen über alles, aber nichts dafür tun, dass sich die Situation ändert.
Rudolf Weber, Hohe Wand
Erschienen am So, 25.7.2021