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Soll man Cannabis auch in Österreich legalisieren?

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Deutschland hat diesen Schritt gesetzt. Was dafür und dagegen spricht.<
Ein seltsamer Pro-Kommentar der "Gesundheits"-Redakteurin einer "Qualitäts"-Zeitung stimmt allerdings sehr nachdenklich.
(Wunsch-)Meinung und Wirklichkeit klaffen da weit auseinander.
Die Verantwortlichen sollten Täglich Tote und keine Lösung: Portland versinkt im Fentanylrausch gründlich studieren, bevor sie über Legalisierung von Rauschgiften befinden!

Wenn Marlene Patsalidis, eine Redakteurin in der Kurier-Gesundheitsredaktion, ihre Pro-Meinung zur Cannabislegalisierung u. A. mit “… Cannabis wurde in den vergangenen 100 Jahren höchst erfolgreich zum gesundheitsschädigenden Schreckensgespenst stilisiert …” argumentiert und auch sonst nicht sehr fundiert recherchiert zu haben scheint, ist das kein gutes Zeichen für eine “Qualitätszeitung”.

Wahrscheinlich sind ihr auch die langfristigen Folgen von Cannabiskonsum gesundheit.gv.at unbekannt, genauso wie Kiffen im Jugendalter schädigt Gehirn und beeinflusst Verhalten – ein Artikel im Standard, der auf eine internationale Studie hinweist.

Dass die Steuerzahler den Drogendaelern das Geschäft wegnehmen, ist auch keine gute gute Begründung.
Der versprochene “Jugendschutz” wird wohl – viele andere “Lenkungsmaßnahmen des Staates – krachend versagen, weil’s keinen wirklich interessiert.

 

Die deutsche Koalition setzt drogenpolitisch einen historischen Schritt: Cannabis wird weitgehend legalisiert.  Ein Gesetzesentwurf sieht unter anderem vor, dass der Besitz von 25 Gramm
zum eigenen Konsum für Erwachsene künftig straffrei sein soll. Zudem können Privatpersonen bis zu drei Cannabis-Pflanzen zum Eigenkonsum anbauen. In neu zu gründenden Vereinen von bis zu 500 Personen soll zudem für den privaten Konsum Cannabis angebaut werden dürfen. Die Abgabe soll für Mitglieder auf 25 Gramm pro Tag und 50 Gramm pro Monat beschränkt werden.

Deutschland gilt nicht als das progressivste Land Europas. Wenn man dort so weit geht: Was spräche eigentlich dagegen, diesen Schritt auch in Österreich zu setzen?

PRO

Hirnschäden bei  kiffenden Teenagern. Plötzliche Psychosen. Sucht. Kontrollverlust. Abwärtsspirale ins harte Drogenmilieu: Cannabis wurde in den vergangenen 100 Jahren höchst erfolgreich zum gesundheitsschädigenden Schreckensgespenst stilisiert.

Aber wussten Sie, dass Marihuana Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA gar nicht wegen gesundheitlicher Bedenken verboten wurde? Vielmehr gierte die Politik – das belegen wissenschaftliche Analysen – nach einem Einschüchterungsinstrument gegen politisch Andersdenkende und Minderheiten. In erster Linie Afroamerikaner und Einwanderer aus Lateinamerika. International folgte man dem Beispiel der Weltmacht.

Wer heute kifft, macht sich in den allermeisten Ländern strafbar. Seit entsprechende Gesetze eingeführt wurden, hat man es verabsäumt, ernsthaft über deren Sinn und Unsinn zu debattieren. Die Zeiten ändern sich. Und mit ihnen gesellschaftliche Übereinkünfte darüber, welche Genussmittel gerade noch vertretbaren Schaden anrichten.

Ganz zu schweigen von der Wissenschaft, deren Natur es ist, sich permanent zu überholen. Cannabis ist erwiesenermaßen kein krasserer Wegbereiter für andere Suchtmittel als Alkohol oder Zigaretten. Zu gröberen Problemen führt es bei 5 bis 10 Prozent der Konsumenten – das ist bei Alkohol auch so. Bloß sind Bier und Nikotin eben legal. Im Unterschied zu Ersteren wird Cannabis inzwischen in der Medizin eingesetzt. Wie die Politik diesen Widerspruch in Zukunft noch rechtfertigen will, bleibt fraglich.

Marlene Patsalidis ist Redakteurin in der Gesundheitsredaktion

CONTRA

Man kann sich in  einem liberalen Gesellschaftsgefüge gewissen Tatsachen nicht verweigern: Gekifft wird so oder so. Und die Verfolgung dieser Art von Suchtmittelkonsum ist auf der Prioritätenliste der Polizei (zu-)recht weit unten. Daraus sollte man nicht gleich den Schluss ziehen, die Droge zu  legalisieren.  Suchtexperten stehen bei der Frage auf der Bremse. Ja, man sollte den Konsum nicht strafen.  Wird das Produkt Cannabis aber gänzlich legal, steigt  automatisch die Zahl jener, die potenziell zugreifen. Damit wächst  auch unweigerlich jener  Personenkreis, der ein problematisches Verhalten an den Tag legt. Marihuana macht selten Probleme, jene, die Auftreten können, sind jedoch ernst zunehmen: Psychosen sind ein doch recht gravierender Risikofaktor.

Um endgültig wie ein Spießer zu argumentieren: Auch Alkohol kann schwere  gesundheitliche Folgen haben. Das  Suchtverhalten ist hier gesellschaftlich weiter verbreitet, weil Alkohol eben legal ist. Klar ist Cannabis harmloser. Aber haben wir  nicht schon genug Probleme mit dieser gesellschaftlich akzeptierten Freizeitdroge? Es wäre doch sinnvoll, statt einer weiteren Liberalisierung bestehende Probleme zu regulieren und etwa eine höhere Besteuerung einzuführen.

Was das Thema „Einstiegsdroge“ angeht, sind wir in der Debatte einen Schritt weiter:  Auch Alkohol und Nikotin gelten als solche. Eine weitere völlig zu legalisieren, mag opportun sein. Sinnvoll erscheint es mir nicht.

Philipp Wilhelmer ist Redakteur in der Kulturredaktion.

P.S.:  Wer suchet, der findet!

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